Traditionswoche Attersee 2022

Nach corona-bedingtem reduzierten Rahmen in den beiden Vorjahren fand man 2022 bewusst zur vollen Form von früher zurück, inklusive gesellschaftlicher Programmpunkte. In Zusammenarbeit mit dem K.u.k. Yachtgeschwader, dem k.u.k. Infanterieregiment 42 „Herzog von Cumberland“, der Bürgerkorpskapelle Regau und der Bürgergarde Regau wurde in Anwesenheit von Erzherzog Johann von Habsburg-Lothringen die feierliche Eröffnung zelebriert. Ein pompöser Auftakt, der unter anderem durch Salutschüsse und Feuern der historischen Kanone nicht zu überhören war. Vielleicht lag es am hohen Besuch, dass sich die Teilnehmer der Veranstaltung über Kaiserwetter freuen konnten.

 

Vom 2. 8. bis 7. 8. 2022 kamen 32 Holzboote in den Union-Yacht-Club Attersee. Zur Atterseewoche sind nur Segelboote zugelassen, die vor 1975 erbaut worden sind oder zumindest nach alten Plänen aus Vollholz gefertigt sind. Der Blick auf diese Holzkonstruktionen ist ein wahrer Augenschmaus, viele der Boote sind mehr als 100 Jahre alt!                                         

Das Segeln mit diesen traditionellen Booten kann man fast mit Oldtimer-Rennen alter Autos vergleichen. Sportlich geht es bei der Atterseewoche aber um Bestzeiten und schnell bewältigte Distanzen. Bei verschiedensten Windverhältnissen segelten die Boote an fünf Tagen sechs Wettfahrten. Auch der Charakter der Rennen war sehr unterschiedlich, alleine die Dauer der Strecken lag zwischen 40 min und zehn Stunden.

 

Die Atterseewoche wurde 1887 zum ersten Mal im Union-Yacht-Club Attersee veranstaltet und ist – ausgenommen Kriegszeiten – jährlich veranstaltet worden. Gesegelt wird teilweise noch immer auf denselben Kursen (z. B. Lange Wettfahrt).

 

Die Sonderklassen trugen im Rahmen der Atterseewoche die Österreichische Meisterschaft aus, die das Team der „Bibelot II“ mit Alexander Wiesinger (UYC Attersee) am Steuer für sich entscheiden konnte. Landesverbandsmeister von OÖ wurde ebenfalls die Mannschaft der „Bibelot II“, übrigens mit 30 Jahren das deutlich jüngste Boot der sieben Sonderklassen am Start. Bei den 22 m² Rennjollen setzte sich Matthias Poell (UYC Attersee) mit seinem Team auf „Pan II“ bei allen Wertungen an die erste Stelle. Die O-Jollen, einhand-gesegelte Olympia-Jollen, wurden von Markus Mosing (NCA) auf „Valentin“ gewonnen. In der Gruppe Yardstick, also verschiedene Bootstypen mit Umrechnungsschlüssel, konnte sich Josef Höß (Deutschland) mit seinem Team auf der 20 m² Rennjolle „Cherie“ deutlich vor den anderen Booten platzieren.

 

Josef Höß beweist, dass Segeln ein Sport ist, den man bis ins hohe Alter betreiben kann. Mit 86 Jahren ist er nicht nur Teilnehmer, sondern sogar Sieger seiner Klasse. Jüngste Steuerfrau ist Julia Müller mit nur 17 Jahren. Das ist echter Breitensport!

 

„Eindrucksvoll, wie dieser See so türkis schimmern kann! Fast, wie am Meer …“ schwelgt ein weit-gereister Teilnehmer aus Berlin in Erinnerung an die letzten Tage. „Wir haben uns außerdem sehr willkommen gefühlt, hier in diesem Club.“ Das ist ein schönes Lob an den Veranstaltungsleiter und sein Team. Die liebevoll gepflegten Holzboote tun ebenfalls einen Beitrag zur Atmosphäre dieser bemerkenswerten Veranstaltung.

 

Dieser Beitrag wurde mit freundlicher Genehmigung vom UYCA zur Verfügung gestellt.

Sherryfass 2022 · SCA Altmünster

30./31. 7. 2022

Bericht von Rudy Simek

In diesem Jahr wurde das Sherryfass, die inzwischen traditionelle Holzbootregatta des Traunsees, turnusgemäß wieder im Segelclub Altmünster ausgesegelt, wo man sich mit der Ausschreibung von vier Wettfahrten die Latte unüblich hoch gelegt hatte. Noch dazu war der Wetterbericht nicht sonderlich hoffnungserweckend, im Gegensatz zur langen Reihe sonniger und heißer Tage davor waren Westwetter, Schauer und Gewitter angesagt. 

 

Dennoch, oder vielleicht deswegen, bestand kein Mangel an Wind, und die Wettfahrtleitung bemühte sich auch lange und redlich, vor dem ersten Start die vorwiegende Windrichtung zwecks Ausrichtung einer Startlinie auszumachen, was auf dem Traunsee bei dieser Wetterlage allerdings ein hoffnungsloses Unterfangen ist, wie sich schon Minuten nach jedem Start herausstellen sollte. 

 

Am Samstag wurden also ab 12 Uhr mit einiger Verspätung zwei Wettfahrten gestartet, nach einem allgemeinen Rückruf bei der ersten gelang das auch recht gut, und über Windmangel brauchte sich bei 3-4 Bft, die in einzelnen Böen auch schon mal 5 oder 6 erreichten, niemand zu beklagen, eher über die nicht unbeträchtliche damit einhergehende Feuchtigkeit: Vier durchziehende Gewitter oder gewitterartige Regenfronten an einem einzigen Nachmittag ließen alle bald daran zweifeln, ob mehr Wasser von oben oder von unten die 13 teilnehmenden Yachten füllten. Nach einer vorläufigen Trocknung der Segler erweckte aber Giorgos üppiger Schweinsbraten als Segleressen die Lebensgeister wieder einigermaßen. 

 

Nachdem somit schon zwei respektable Wettfahrten gesegelt waren, zeigte die Wettfahrtleitung am Sonntag dann doch einiges an holzbootaffinem Verständnis für die Teilnehmer und ließ erst zu Mittag wieder starten, wobei zwischen 0-3 Bft

 

bei wieder zwischen Süd und Nordwest drehenden Winden die ausführliche Suche nach einer Hauptwindrichtung wieder zu einem hoffnungslosen Geschäft werden ließ. Immerhin konnten bei meist vorhandenem Wind und nur maximal halbstündigen kompletten Flauten zwei akzeptable Wettfahrten absolviert werden. Wieder einmal zeigte sich, dass bei den Traditionskursen die Steinhausboje bei Westwind das Problem ist, denn dort unter dem Grünberg ist dann doch fast nie Wind; andererseits macht der steilabfallende Seegrund eine Verlegung Richtung Seemitte schwierig.

 

Die vor allem in den ersten beiden Wettfahrten vorherrschenden kräftigen Winde kamen in der Endwertung nach vier Wettfahrten den Drachen zugute, wie fünf Drachen unter den ersten acht Plätzen beweisen, wobei das Handicap auch ein wenig mitgeholfen haben mag. Engl Walter mit seiner Crew ergatterte jedenfalls schon zum zweitenmal das Sherryfass und muss es im kommenden Jahr - hoffentlich wohlgefüllt - im UYCT in Gmunden verteidigen. Auf dem zweiten Platz landete Wolfgang Michaelis, ebenfalls auf einem Drachen, aber besondere Erwähnung verdienen die Gebrüder Huska, die auf ihrer gaffelgetakelten 15qm-Rennjolle punktegleich den dritten Rang belegten und sich durch all die Regenböen bei Blitz und Donner auf der Jolle nicht aus der Ruhe bringen ließen. Jedenfalls überstanden die meisten alten Yachten die zum Teil kräftigen Böen, nur der Europa30er Kismet erlitt noch vor der ersten Wettfahrt einen Bruch des Ruderkokers. 

 

Zu hoffen ist insgesamt, dass sich nach einigen schwächeren Jahren der Aufwärtstrend bei den Teilnehmerzahlen weiter fortsetzt: wir vom K. u. k. Yachtgeschwader sollten dies unbedingt unterstützen!